Der Silbertraum
Die drei Bauern von Reiterbühel, Michael Rainer, Christian Gasteiger und Georg Prugger, kehrten im Jahre 1539 vom Kirchweihfeste zu Going am Sankt-Michaeli-Tag fröhlich nach Hause zurück und ruhten vor Ermüdung unter einem Kirschbaum aus, der just am Wege stand.
Sie schliefen ein, und jedem träumte von einem uralten Bergmännlein, dessen weiĂźer Bart bis zur Erde reichte, in den Boden eingefĂĽhrt zu werden, auf dem sie schliefen, wo Silber und Kupfer weit herum strahlten, sie mochten schauen und Maul aufreiĂźen solange sie wollten. Und weil sie stets mehr und mehr sahen, sprangen sie vor Freude auf und – erwachten.
Erstaunt ĂĽber den gleichen Traum scharrten sie am Boden; und siehe! sogleich blickte ihnen das blanke edle Erz entgegen.
Dies war der Anfang des berühmten Silber- und Kupferbergwerkes am Röhrerbühel, der zweite unermeßliche Silberschatz nach dem Falkenstein bei Schwaz, aber der bewundertste von der Welt, indem man in eine Tiefe von 502¾ Meter grub, also 98 Meter unter der Meeresoberfläche.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 14.